Ich höre gerade das Buch "Herr aller Dinge" von Andreas Eschbach.
Endlich noch mal ein Buch, das nicht nur Bla ist. Nicht dass ich
Bla-Bücher nicht mag. Fantasy ist eigentlich auch Bla aber ich mag das
gerne. Wie sonst hätte ich ein Kuddelbuch schreiben können? *kicher* Und
das letzte, das ich gehört habe, war eine wunderschöne
Liebesgeschichte, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts herum spielte. Das
war sogar einigermaßen spannendes Bla. Auch in diesem Buch gibt es eine
Liebesgeschichte. Aber drum herum sehr viel denkwürdigen Text.
Gerade
musste ich mir sagen lassen, dass es keinen Schmutz gibt. Dass Schmutz
nur Materie ist, die an der falschen Stelle liegt.
Wenn
das so ist: Warum haben wir dann ständig ein Empfinden von Schmutz? Es
stimmt doch! Alles, was im Universum "herumschwebt", ist Materie und als
Materie sollte eigentlich alles, was im Universum "herumschwebt",
richtig und normal sein. Wir selbst sind Materie. Hausstaubmilben sind
Materie. Auch die Tomatensoße auf dem weißen Shirt ist Materie. Die
Fettschicht im Dunstabzug ist Materie.
Das Wort
Schmutz ist negativ belegt. Warum empfinden wir die eine Art von Materie
positiv, die "Materie am falschen Ort" aber negativ? Tickt unsere
Hirnmaterie da richtig? Warum ist "weiße-Shirt-Materie" nicht der
richtig Ort für Tomatensoßenmaterie?
Weil Materie am
falschen Ort unser ästetisches Empfinden stört. Weil unsortiert
herumliegende Materie unser Verständnis von Ordnung durcheinander bringt. Weil
Bakterienmaterie mit der Materie unseres gesamten Organismus nicht
kooperieren will und uns krank macht.
Bei all dem kommt
es aber auch wieder auf die Menge an. Und auf den Ort. Ein bisschen
Tomatensoße auf einem roten Shirt fällt u.U. gar nicht auf und stört
nicht. Unordnung in einer Kramkiste ist egal. Unordnung auf dem
Wohnzimmertisch ist uns peinlich, wenn Besuch kommt. Ein bisschen E-Coli
im Darm ist akzeptabel. Ein bisschen mehr kann schon ganz schön
"beschissen" sein.
Lassen wir mal die
gesundheitsstörende Materie beiseite. Aber warum stört uns Staubmaterie?
Oder Hundehaarmaterie? Wenn wir das draußen antreffen stört es uns
doch überhaupt nicht. Sandmaterie am Strand ist fantastisch unter den
Füßen. Den gleichen Sand wollen wir aber auf keinen Fall in unseren
Wohnungen unter den Füßen haben. Warum nicht?
Hirnmaterie
macht also einen großen Unterschied zwischen akzeptabler und
inakzeptabler Materie, sogar wenn es sich um die selbe Materie handelt,
sie aber an einem anderen Ort liegt.
Schlimmes
Beispiel dafür: Kunststoffmaterie im Ozean wird derzeit als große Bedrohung
empfunden. Autozubehör aus Kunststoffmaterie macht uns diese Angst
nicht. Obwohl sie letztendlich auch mal im Ozean landen wird auf ihrem
Kreislauf durch Mülldeponien, Verbrennungsofenasche und
Kläranlagenwasser.
Was ist gegen dieses Übel denn schon
ein Knäuel Hundehaarmaterie auf dem Fußboden oder im Bett? Oder eine
Schicht Staubmaterie auf den Vorratsgläsern? Oder
Regentropfenkranzmaterie auf der Fensterscheibe? OK, ich gebe zu: Zuviel
davon wird letztendlich wieder zu einem Problem mit der
gesundheitsbedrohenden Bakterienmaterie.
Warum
bestätigt mich dieser Gedankengang nun darin, weiterhin nicht so viel
auf rumliegende Materie zu achten, die wir Schmutz nennen? Vor allem dann
nicht, wenn ich irgendwo zu Besuch bin, wo es viele Hundehaarmaterie
gibt? Ich kann das nämlich. Es führte bisher immer zu tollen Gesprächen
mit Menschenmaterie, die sich von der sie umgebenden, rumfliegenden oder
rumliegenden Materie nicht davon abhalten ließen, den Moment zu
genießen und positive Gefühle für die anwesende Menschematerie zu
entwickeln.
Das macht mich zum "Herrn aller Dinge".
Ich bin Herrin über die mich umgebende Materie. Denn ich entscheide,
wann ich mich ihr widme und wann ich was besseres zu tun habe. Nun bin
ich gespannt, was der Kerngedanke des Buches zu seinem Titel ist, denn
ich hab erst die Hälfte gehört.