Sonntag, 21. September 2014

Herr aller Dinge

Ich höre gerade das Buch "Herr aller Dinge" von Andreas Eschbach. Endlich noch mal ein Buch, das nicht nur Bla ist. Nicht dass ich Bla-Bücher nicht mag. Fantasy ist eigentlich auch Bla aber ich mag das gerne. Wie sonst hätte ich ein Kuddelbuch schreiben können? *kicher* Und das letzte, das ich gehört habe, war eine wunderschöne Liebesgeschichte, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts herum spielte. Das war sogar einigermaßen spannendes Bla. Auch in diesem Buch gibt es eine Liebesgeschichte. Aber drum herum sehr viel denkwürdigen Text.

Gerade musste ich mir sagen lassen, dass es keinen Schmutz gibt. Dass Schmutz nur Materie ist, die an der falschen Stelle liegt.

Wenn das so ist: Warum haben wir dann ständig ein Empfinden von Schmutz?  Es stimmt doch! Alles, was im Universum "herumschwebt", ist Materie und als Materie sollte eigentlich alles, was im Universum "herumschwebt", richtig und normal sein. Wir selbst sind Materie. Hausstaubmilben sind Materie. Auch die Tomatensoße auf dem weißen Shirt ist Materie. Die Fettschicht im Dunstabzug ist Materie.

Das Wort Schmutz ist negativ belegt. Warum empfinden wir die eine Art von Materie positiv, die "Materie am falschen Ort" aber negativ? Tickt unsere Hirnmaterie da richtig? Warum ist "weiße-Shirt-Materie" nicht der richtig Ort für Tomatensoßenmaterie?

Weil Materie am falschen Ort unser ästetisches Empfinden stört. Weil unsortiert herumliegende Materie unser Verständnis von Ordnung durcheinander bringt. Weil Bakterienmaterie mit der Materie unseres gesamten Organismus nicht kooperieren will und uns krank macht.

Bei all dem kommt es aber auch wieder auf die Menge an. Und auf den Ort. Ein bisschen Tomatensoße auf einem roten Shirt fällt u.U. gar nicht auf und stört nicht. Unordnung in einer Kramkiste ist egal. Unordnung auf dem Wohnzimmertisch ist uns peinlich, wenn Besuch kommt. Ein bisschen E-Coli im Darm ist akzeptabel. Ein bisschen mehr kann schon ganz schön "beschissen" sein.

Lassen wir mal die gesundheitsstörende Materie beiseite. Aber warum stört uns Staubmaterie? Oder Hundehaarmaterie? Wenn wir das draußen antreffen stört es uns doch überhaupt nicht. Sandmaterie am Strand ist fantastisch unter den Füßen. Den gleichen Sand wollen wir aber auf keinen Fall in unseren Wohnungen unter den Füßen haben. Warum nicht?

Hirnmaterie macht also einen großen Unterschied zwischen akzeptabler und inakzeptabler Materie, sogar wenn es sich um die selbe Materie handelt, sie aber an einem anderen Ort liegt.

Schlimmes Beispiel dafür: Kunststoffmaterie im Ozean wird derzeit als große Bedrohung empfunden. Autozubehör aus Kunststoffmaterie macht uns diese Angst nicht. Obwohl sie letztendlich auch mal im Ozean landen wird auf ihrem Kreislauf durch Mülldeponien, Verbrennungsofenasche und Kläranlagenwasser.

Was ist gegen dieses Übel denn schon ein Knäuel Hundehaarmaterie auf dem Fußboden oder im Bett? Oder eine Schicht Staubmaterie auf den Vorratsgläsern? Oder Regentropfenkranzmaterie auf der Fensterscheibe? OK, ich gebe zu: Zuviel davon wird letztendlich wieder zu einem Problem mit der gesundheitsbedrohenden Bakterienmaterie.

Warum bestätigt mich dieser Gedankengang nun darin, weiterhin nicht so viel auf rumliegende Materie zu achten, die wir Schmutz nennen? Vor allem dann nicht, wenn ich irgendwo zu Besuch bin, wo es viele Hundehaarmaterie gibt? Ich kann das nämlich. Es führte bisher immer zu tollen Gesprächen mit Menschenmaterie, die sich von der sie umgebenden, rumfliegenden oder rumliegenden Materie nicht davon abhalten ließen, den Moment zu genießen und positive Gefühle für die anwesende Menschematerie zu entwickeln.

Das macht mich zum "Herrn aller Dinge". Ich bin Herrin über die mich umgebende Materie. Denn ich entscheide, wann ich mich ihr widme und wann ich was besseres zu tun habe. Nun bin ich gespannt, was der Kerngedanke des Buches zu seinem Titel ist, denn ich hab erst die Hälfte gehört.